Die jungen Menschen verlangen von uns eine Veränderung

Was ist die derzeit größte Jugendbewegung der Welt?

Grafik von Ed Hawkins – Temperaturen in Europa seit 1901 je röter die Farbe umso wärmer das Jahr. Copyright by #showyourstripes CC BY 4.0

Fridays for Future

Nicht die Pfadfinder, nicht der CVJM: Fridays for Future. Warum ist das so? Und was können wir als Christlicher Verein JUNGER Menschen davon lernen?

Schauen wir in den ersten biblischen Auftrag an den Menschen:

15 Und Gott der Herr nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, dass er ihn bebaute und bewahrte.

Genesis 2,15

Bebauen und bewahren.

Es ist der 2-fache Auftrag. Bebauen bedeutet, dass wir Schaffende sind. Schaffende, wie Gott selbst geschaffen hat. Darin drückt sich unsere Gottesebenbildlichkeit aus. Wir sind schöpferische Wesen.

Aber wir sollen weiter gehen als das. Wir sollen auch bewahren.

Was hat Gott getan im Verlauf der Geschichte? Wie ist sein Verhalten gegenüber seiner Welt? Seinem Volk? Wie handelt er in Jesus Christus unserem Namensgeber als „Christlicher Verein“?

Rettend! Er ist der Retter, der Messias. Wie er uns erlöst hat, so will er auch, dass wir Menschen agieren. In einem der bekanntesten Bibelverse heißt es “also hat Gott die Welt geliebt” – Gott liebt seine Welt, er greift rettend ein. Welt-rettend. Das haben wir gemeinsam mit Fridays for Future, oder? Natürlich ist das Kreuz mehr als die Rettung der Welt – das umfasst das Klima, es hat ewige Konsequenzen: aber es ist eben auch nicht weniger.

In unserem Vers heißt es “bewahren” – Westermann, ein berühmter Alttestamentler – drückt es so aus: „Mit diesen beiden Verben, bebauen und bewahren, gibt uns dieser Text eine grundlegende Beschreibung davon, wie wir uns als Menschen verhalten sollen.“

Noch ein zweites und das ist mir deutlich geworden, als ich das Buch von Greta Thunberg (rechts) gelesen habe:

10 Der Gerechte erbarmt sich seines Viehs; aber das Herz der Frevler ist unbarmherzig.

Sprüche 12,10

Auch an anderen Stellen in der Bibel kommt das vor. Man soll sich um die Tiere gut kümmern. Nein, ist kein Aufruf dazu Vegetarier zu werden, aber: ist Euch in den letzten 10 Jahren etwas auf euren Windschutzscheiben aufgefallen? Es gibt in Deutschland viel weniger Insekten. Meine Familie füttert Vögel jetzt ganzjährig, weil sie nicht genug Nahrung finden. Zu wenig Insekten.

Wir erleben ein massen, massen, massenhaftes Artensterben auf der ganzen Welt. Tiere leiden, Tiere sterben an den Folgen unserer Lebensweise. An den Folgen des Klimawandels Wir beuten nicht nur den Planeten und seine Ressourcen aus, sondern wir fügen dem Leben auf unserem Planeten einen großen Schaden zu.

Stellt Euch vor ihr würdet Euren Hund mutwillig überfahren oder ihn in die Ecke schmeissen wie Abfall. All das tun wir mit den Tieren unseres Planeten. Sie sterben an unseren Konsumentscheidungen, sie leiden, weil wir ungerecht umgehen mit dem uns anvertrauten Garten.

Ist Fridays for Future eine christliche Bewegung? Eher nicht. Aber setzen sie den Willen Gottes um? Sicher. Sie haben das Leid der Natur und ihrer Bewohner im Blick. Wie steht es um uns? Um den Christlichen Verein JUNGER Menschen?

Papst Franziskus (ja, der CVJM ist eine ökumenische Bewegung) schreibt dazu:

 Die jungen Menschen verlangen von uns eine Veränderung. Sie fragen sich, wie es möglich ist, den Aufbau einer besseren Zukunft anzustreben, ohne an die Umweltkrise und an die Leiden der Ausgeschlossenen zu denken.

Aus der Enzyklika “Lauda to si”

Ich erlebe aber immer wieder massive Kritik oder eine starke Verteidigung unserer bisherigen Lebensweise. Von der Leugnung der Klimakrise bis hin zur Feindschaft gegenüber den jungen Menschen in der Fridays for Future Bewegung. Aber vor allem erlebe ich eine Gleichgültigkeit. Es ist uns als Menschen in den mittleren Jahren egal, wir sind gleichgültig gegenüber dem, was passiert. Und das erlebe ich auch viel in CVJM-Kontexten. Das muss sich ändern, denn Jugendliche fordern von uns eine Veränderung. Vor Ostern war ich mit fast 50 Jugendlichen auf einer Mitarbeiterschulungswoche. Sie haben genau diese Fragen gestellt. Und wenn wir das nicht hören, dann hören wir die wichtigsten Stimmen des CVJM nicht. Papst Franziskus fährt fort:

Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen eine neue universale Solidarität. Wie die Bischöfe Südafrikas sagten, „bedarf es der Talente und des Engagements aller, um den durch den menschlichen Missbrauch der Schöpfung Gottes angerichteten Schaden wieder gutzumachen“. Alle können wir als Werkzeuge Gottes an der Bewahrung der Schöpfung mitarbeiten, ein jeder von seiner Kultur, seiner Erfahrung, seinen Initiativen und seinen Fähigkeiten aus.

Aus der Enzyklika “Lauda to si”

Ich glaube, dass wir, wenn wir weiter für junge Menschen einstehen wollen, nicht umhin kommen, als Verband, als Westbund und auch als einzelner Kreisverband uns über die Klimakrise Gedanken zu machen und in unseren Möglichkeiten zu handeln. Ich glaube es ist biblisch, ich glaube es ist im Einklang mit dem Wesen Gottes und ich glaube, wir sind es den Jugendlichen schuldig.


[1] Luther, M. (2017) Die Bibel nach Martin Luthers Übersetzung, revidiert 2017 mit Lemmatisierung. revidierten Fassung. Herausgegeben von Evangelischen Kirche in Deutschland. Stuttgart: Deutsche Bibelgesellschaft, S. Gen 2,15.