Der CVJM ist eine Bibelbewegung! Und die Bibel und ihr Verständnis ist in Bewegung! Teil 1

Bibelfundamentalismus – sein berechtigtes Anliegen und warum er dennoch daneben liegt – Folge 1 von 8

Bibel – ich weiß nicht, was dieser Begriff bei Dir auslöst. Abwehr (Märchenbuch)? Interesse? (“wollte ich doch immer mal lesen!”) Oder irgendetwas dazwischen? Die CVJM sind Bewegung und haben eine (schmale) Grundlage, die Pariser Basis und noch ein paar weitere Grundsatzpapiere. In dieser Basis heißt es:

“Die Christlichen Vereine Junger Menschen haben den Zweck, solche jungen Menschen miteinander zu verbinden, welche Jesus Christus nach der Heiligen Schrift als ihren Gott und Heiland anerkennen, in ihrem Glauben und Leben seine Jünger sein und gemeinsam danach trachten wollen, das Reich ihres Meisters unter jungen Menschen auszubreiten. Keine an sich noch so wichtigen Meinungsverschiedenheiten über Angelegenheiten, die diesem Zweck fremd sind, sollten die Eintracht geschwisterlicher Beziehungen unter den nationalen Mitgliedsverbänden des Weltbundes stören.” Zusatzerklärung: “Die CVJM sind als eine Vereinigung junger Männer entstanden. Heute steht die Mitgliedschaft allen offen. Männer und Frauen, Jungen und Mädchen aus allen Völkern, Konfessionen und sozialen Schichten bilden die weltweite Gemeinschaft im CVJM.

Pariser Basis der CVJM Bewegung aus dem Jahr 1855

Da steht kurz und knapp (und in der Sprache des 19 Jhd.): “welche Jesus Christus nach der Heiligen Schrift als ihren Gott und Heiland anerkennen“. Das hat die CVJM schon immer untrennbar mit der Bibel – der Heiligen Schrift – verbunden. Aktionen wie “Liest Du mich?” und die Andacht, die selten bei CVJM Veranstaltungen fehlt, zeigen das bis heute. Die CVJM sind eine Bibelbewegung. Was bedeutet das? Gerade in unserer Gegend – dem Dillkreis – haben Bibelfundamentalistische Gemeinschaften und Kirchen eine lange Tradition. Brüdergemeinden, Freie Gemeinden, Landeskirchliche Gemeinschaften, Pfingstkirchen (und noch viele andere) haben eine besondere Beziehung zur Bibel, die auch auf unsere eigentlich ökumenisch offeneren und durch das schlanke “Bekenntnis” (s.o.) nicht so dogmatisch festgelegten CVJM unseres Kreisgebiets abfärbt. Und da gibt es doch immer wieder Rückfragen, Diskussion und auch manchmal Streit um Themen wie: “Rechtgläubigkeit”, “wie soll man sich verhalten?”, “wie sollen wir nach der Heiligen Schrift unser Leben gestalten?” und “wann ist man gerettet?” oder “dürfen Frauen predigen und leiten?”– all das sind hochtheologische und brisante Themen, die untrennbar mit etwas verbunden sind, das Jens Stangenberg (siehe oben) mit dem Wort “Bibelfundamentalismus” beschreibt. “Bibelfundamentalisten haben ein berechtigtes Anliegen, aber liegen dennoch daneben”. Sie wollen die Bibel verteidigen gegen den “Zeitgeist” und lassen dabei allzuoft das Leben dieses wunderbaren Buches erstarren. Nicht die Bewegung Gottes durch die Zeit ist ihnen wichtig, sondern das Festhalten an einer abstrakten und damit körperlosen Wahrheit. Jens Stangenberg macht sich auf – wie kein zweiter – Bibelfundamentalismus zu verstehen und dann aber auch zu kritisieren. Das ist ihm gelungen er hat dazu eine Podcast-Reihe veröffentlicht, die:

  1. unglaublich fair und genau recherchiert ist. Keine „Abrechnung“, sondern eine „Aufrechnung“. Dabei kommen Vertreter des „Bibelfundamentalismus“ selbst zu Wort, Jens arbeitet mit vielen Quellen. Es geht ihm zuerst um das Verstehen.
  2. fundiert kritisch ist und weiterführende Fragen stellt, er kommt dem Kern des Problems dabei nahe: „Welche Haltung, welche Weltsicht hat der Bibelfundamentalismus?“ und das ist erstaunlich wie präzise er darlegt und diskutiert.
  3. persönlich, aber versöhnt ist: da spricht jemand mit persönlicher Geschichte und einer Innensicht, aber auch einer reflektiert-neugewonnen Aussenperspektive. Gerade das versöhnte Element macht diesen Podcast besonders wervoll. Es ist nie Fundamentalismus-Bashing, immer Verstehen wollen und genau daraus auch kritische Anfragen stellen.

Der CVJM ist eine Bibelbewegung und das wird er auch bleiben – er ist und darf keine Bibelfundamentalistische Bewegung (wie von Jens Stangenberg definiert und kritisiert) werden – dazu ist das gemeinsame Ringen um die Bedeutung der Bibel zu wichtig. Warum, das werde ich im 2. Teil dieses Posts weiter erläutern und besprechen.