Der CVJM ist eine Bibelbewegung! Und die Bibel und ihr Verständnis ist in Bewegung Teil 2

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Ersteinmal Danke für Euer Feedback! Der 1. Teil dieses Reihe hat schon einige Rückmeldungen ergeben – das ist wunderbar! Es geht ja um nichts weniger als die Frage: was ist unser Fundament? Worauf bauen wir unseren Glauben? Der Bibelfundamentalismus schlägt vor, dass wir “Buchstabentreu” mit der Bibel umgehen, dass sie von “wahren Predigern, die Klartext reden” ausgelegt werden soll und das man ihr “absoluten Gehorsam zu leisten” habe.

Wie versprochen geht es heute um das gemeinsame Ringen um die Bedeutung der Bibel. Dazu ein kleiner Ausflug in die Überlieferungsgeschichte des “1. Testaments”. Die Ereignisse, die im 1. Buch der Bibel geschildert werden bis zu der Zwischenzeit zwischen den Testamenten umfasst mind. 2000 Jahre, wenn nicht sogar noch mehr. Als ich während des Studiums mitbekommen habe, dass aber die ältesten Dokumente, die uns vorliegen aus dem 2. Jhd. vor Christus stammen habe ich zuerst einen Schock bekommen: da ist so viel Geschichte Gottes weiter gegeben worden, von Generation zu Generation aber es gibt keinen schriftlichen Nachweis davon. Es kann natürlich sein, dass die Dokumente alle zerfallen sind und wir sie darum nicht vorliegen haben. Wahrscheinlicher ist aber, dass gerade am Anfang (die Erzvätergeschichte) Gottes Geschichte mit den Menschen mündlich überliefert wurde. Das muss man sich mal vorstellen! Ich brauche ab 3 Dingen, die ich einkaufen will eine Liste und die Menschen damals merken sich das?

Ja. Und das ist schon der 1. Punkt, den ich weiter geben mag: Gottes Geschichte wird von Menschen weiter gegeben. Mit ihren Worten, ihren Handlungen, der Art und Weise, wie sie ihre Kinder erziehen und ihre Tiere pflegen – kurz von und mit ihrem gesamten Leben. Es ist nicht der Buchstabe auf dem Papier. Wenn man kein Papier hat und Pergament sehr teuer ist, dann braucht es ein anderes Medium zur Weitergabe der Geschichte Gottes mit den Menschen: die Menschen selbst. In Gesprächen, am Lagerfeuer, wenn man in den Himmel schaut und die Sterne sprechen (Psalm 19) oder einen Altar sieht, den der Großvater gebaut hat auf seiner Wanderung. Man kann förmlich spüren, wie die Geschichte Gottes ein und im Gespräch war.

Und das ist der 2. Punkt, den ich weiter geben möchte: Offenbarung Gottes geschieht nicht ohne den Menschen, sondern im Gespräch mit ihm. Das Wort wird Mensch und wohnte unter uns (Johannesevangelium Kapitel 1) Es ist bezeichnend, dass die Bibel kein vom Himmel gefallenes Buch ist, sondern vielmehr ein gewachsenes, geschriebenes Hand-Werk. Jesus diktiert nicht, er spricht. Er fragt. Er hört zu. Natürlich ist all das aufgeschrieben worden, aber erst Jahrzehnte nach dem Tod Jesu. Unterschiedliche Berichte – Matthäus, Markus, Lukas und Johannes sind ein beredetes Zeugnis dieses Gesprächs. Der einzigartige Blick des Teenagers Johannes fasziniert mich immer wieder. Lukas, der Historiker, der akribisch vorgeht. Sie alle geben wieder, was sie gehört, gesehen, geschmeckt und erlebt haben. Ihre Worte folgen der Wirklichkeit. Die Beziehung von der sie berichten kommt vor den Buchstaben.

Und da haben wir den 3. Punkt: da gibt es die Glaubensbeziehung zwischen Mensch und Gott, aber die dreht sich nicht um den Buchstaben, sondern um die Wirklichkeit Gottes. Die ist uns aber letztlich entzogen. Wir lesen die wertvollen und besonderen Geschichten Gottes mit den Menschen, darin begegnet uns der lebendige Gott, aber eben nicht dadurch. Der Glaube, so wird Luther oft zitiert, komme aus der Predigt (Römerbrief 10,17). Wörtlich steht da aber “aus dem Hören”. Und das gilt es zu hören, zu verinnerlichen und zu bewegen. Beziehungen sind dynamisch, nicht statisch. Das erfordert – wie Liebesbeziehungen – immer wieder aufeinander einlassen und zu Veränderungen “Ja” sagen.

Wir brauchen Auseinander-Setzung mit den Geschichten der Bibel. Ja, richtig gelesen: Auseinander setzen. Unterschiedliche Stühle be-setzen. man darf, man muss Positionen beziehen, einander hinter-fragen und herausfordern. Weil die Bibel eben von Menschen weiter gegeben wird, Gesprächscharakter hat und ein Beziehungsgeschehen ist können, sollen, müssen wir gemeinsam auf den Weg sein und bleiben. Und zwar als solche, die Glaubensbeziehung leben, “welche Jesus Christus nach der Heiligen Schrift als ihren Gott und Heiland anerkennen, in ihrem Glauben und Leben seine Jünger sein und gemeinsam danach trachten wollen, das Reich ihres Meisters unter jungen Menschen auszubreiten.”

Buchtipp:

N.T. Wright “Überrascht von der Bibel”, Franke Verlag.

Artikel von Heinzpeter Hempelmann: “Nicht auf der Schrift, sondern unter ihr”

Hörtipps:

“Bibelfundamentalismus” von Jens Stangenberg

“Das Wort und das Fleisch” Podcast mit Prof. Dr. Thorsten Dietz und Martin Christian Hünerhoff