„Die Corona-Krise ist nicht nur eine Art Zwangspause, sondern ein Kairos voll heiliger Verunsicherung“
Ich weiß nicht, wie es Dir mit dem Thema Corona geht – vermutlich zwischen „ich kann es nicht mehr hören“ und „hoffentlich nehmen die Menschen das Thema ernst“. Ich bin froh, dass die CVJM in Deutschland das Thema bearbeiten. Viele persönliche Kontakte und Freundschaften verbinden mich mit dem ejw (Evangelisches Jugend Werk) in Württemberg. Und so habe ich mich gefreut diese Gedanken aus dem „Werkfunk“ zu lesen (ihr findet sie komplett unten oder unter dem Link). Es geht um‘s AUF-HÖREN.
AUF-HÖREN – man kann es kaum besser ausdrücken. Wir wollen „AUF-HÖREN“, ich habe ja bereits einen Blogpost zu diesem Thema geschrieben, wie COVID-19 die CVJM Arbeit verändert und so nehme ich auch gern diesen Gedanken mit: AUF-HÖREN. Die Richtung ist dabei die Entscheidende: HIN-AUF Hinauf zu dem, der die Welt angefangen hat, der die Kirche erdacht hat, der, der die Weltgeschicke lenkt, Gott selbst. Die Betriebsamkeit steht für viele im CVJM an erster Stelle. Das Arbeiten gibt Identität (wir nennen uns ja „Mitarbeiter“, nicht nur „Mitglieder“) und doch ist es gerade alles Arbeiten kaum möglich. HIN-AUF hören ist das Gebot der Stunde. Aber auch „AUF“.
Ich weiß. Ich weiß. AUF-HÖREN im Sinne von „seinlassen“ ist eine große Bedrohung für viele von uns. Wenn wir mit dem Aufhören, was wir immer schon gemacht haben, steht der Verlust im Vordergrund und nicht die Chance. Das aber ist die HERAUS-FORDERUNG unserer Tage. Wir werden heraus gefordert. Und ja: eine Forderung ist selten einfach. AUF-HÖREN im Sinne von Seinlassen. Dinge, die wir einfach weiter tun, weil sie schon immer getan wurden, sind oft sinnentleert. Merken wir das noch? Wir sind im „das muss doch“ oder „das haben wir immer so gemacht“ gefangen. AUF-HÖREN kann auch befreiend sein.
Und dann ist aber auch da etwas wichtiges im AUF-HÖREN: das „Hören“ nämlich. Kann es sein, dass wir in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten hier zu wenig Zeit investiert haben? Im Hören auf das, was Gott uns sagen will? Im Gebet? Auch im Zuhören zu den Ängsten und Nöten der Gesellschaft? Ich glaube das ist wichtig zurück zu gewinnen: AUF-HÖREN, damit wir HÖREN können. Auf Gottes Gedanken. In seinen Worten. Miteinander im Gebet.
Ein Vorschlag: Macht doch AUF-HÖR-Treffen. Gemeinsam. Fragt Euch, „was können wir lassen?“ Aber auch: „was will uns Gott sagen – für unseren CVJM, für unser Dorf, für die Menschen, zu denen er uns gesandt hat?“
Hier der eingangs erwähnte Text in vollem Wortlaut (Rechte verbleiben beim ejw).
Ein Zwischenruf aus dem EJW und von churchconvention und Pfarrerinnen- und Pfarrergebetsbund
Die Corona-Krise ist eine wuchtige Unterbrechung: schmerzhaft, bitter, beängstigend. Für manche, die eine Verlangsamung des Alltags erfahren haben, aber vielleicht auch wohltuend. Viel von dem, wie wir bisher gearbeitet haben, geht nicht mehr.
Wir glauben:
Die Corona-Krise ist nicht nur eine Art Zwangspause, sondern ein Kairos voll heiliger Verunsicherung. Niemand weiß, wie genau es weitergehen wird in unserem Land, in der Gesellschaft und Wirtschaft, in der Jugendarbeit und in der Kirche. Wir nehmen diese Verunsicherung sehr ernst. Die Pandemie und ihre Folgen haben viele Menschen schwer getroffen, hier in Deutschland und überall auf unserer Welt. Zugleich sind wir davon überzeugt, dass die Zusage von Jesus Christus auch jetzt gilt:
„Ich bin bei euch alle Tage!“
Und darum wollen wir uns von Gott unterbrechen lassen und „AUF-HÖREN“.
Wir wollen AUF-HÖREN im Sinne von Beenden und Stoppen:
Wir wollen aufhören, uns primär von Angst und Sorgen leiten zu lassen. Angst vor dem Virus und Sorgen angesichts des weniger werdenden Geldes in der Kirche.
Wir wollen aufhören mit hektischer Betriebsamkeit und einem Immer-Weiter nur unter veränderten Bedingungen. Wir glauben nicht, dass das Heil in einer möglichst schnellen und vollständigen Rückkehr zum Status quo vor der Krise liegt. Und zugleich wollen wir uns nicht zurückziehen, sondern Kirche bei den Menschen und für die Menschen sein.
Wir nehmen wahr:
Einiges von dem, was uns vor Corona beschäftigt hat, hatte seinen Ursprung in vielleicht auch vermeintlichen Sachzwängen. Manches, vielleicht sogar vieles von dem, was wir vor Corona getan haben, war eher eine Art Am-Laufen-Halten unserer Programme.
Wir fragen uns:
Was von dem, was wir getan haben und tun, hat seinen Ursprung wirklich in Gott? Wo hat sein Heiliger Geist uns geleitet? Wo hat seine Liebe uns motiviert? Haben wir Gott gefragt, uns mit ihm abgestimmt?
Und wir wollen uns daran erinnern lassen, dass Krisenzeiten für das Volk Gottes immer auch Zeiten waren, das eigene Handeln zu bedenken und umzukehren.
Wir möchten deshalb neu lernen, AUF Gott zu HÖREN:
Wir wollen eine neue innere Haltung entwickeln, die offen ist für die Leitung Gottes. Wir wollen uns darin üben, sensibel zu sein für das leise Reden und Wehen des Heiligen Geistes.
Wir glauben, dass wir dazu eine neue Spiritualität in Gremien und Gruppen brauchen. Eine Spiritualität, die uns in ein verletzliches Fragen vor Gott hineinführt. Eine Spiritualität, die nicht aus sich selbst heraus „funktioniert“, sondern darauf angewiesen ist, dass Gott sich ereignet, dass Gott redet, dass sein Heiliger Geist unser Denken und Handeln erfüllt. Hierfür brauchen wir in unseren Sitzungen neue Freiräume.
Für eine solche Offenheit braucht es entsprechendes „Handwerkszeug“. Es braucht Strukturen und Ideen, wie wir als Gremien und Gruppen in ein „Hören“ vor Gott finden und anschließend gemeinsam dem Gehörten auf die Spur kommen. Hier wollen wir experimentieren und lernen.
Zugleich geht es um mehr als um Liturgien und Gebetsentwürfe für Gremien und Gruppen. Es geht um eine innere Haltung. Es geht darum, dass wir uns prägen lassen von Gottes Heiligem Geist. Und es geht darum, dass uns dies eine Perspektive für unser Handeln und Leiten gibt.
Weitere Informationen und Download:
– Offener Brief und Zwischen-Ruf als pdf-Datei
– Medien-Information vom 28.07.2020
Stand: 28.07.2020 (ef)